Mit diesen Informationen müssen die elektronischen Schlauberger ständig gefüttert
werden, sollen sie ihre schützende Wirkung in der Tausendstelsekunde entfalten, in der
sie gebraucht werden. Was, wenn diese Erkenntnisse in falsche Hände geraten?
Nach Darstellung der Autobranche sind diese Daten nur Momentaufnahmen, die nicht
dauerhaft gespeichert werden. Doch es gibt wenig Anlass zu glauben, dass dies
tatsächlich so ist. Für Experten wie den Berliner Michael Weyde ist das Mumpitz. Der
promovierte Diplom-Ingenieur für Fahrzeugtechnik ist forensischer Kfz-Gutachter und
wertet seit 20 Jahren Fahrdaten von Autos aus, um damit teils sehr kniffelige
Schuldfragen bei Unfällen zu klären. Weyde hat eine klare Haltung zu diesen Aussagen der
Autobauer: „Solche Aussagen sind Nebelkerzen.“
Was im Bordrechner tatsächlich gesammelt wird, hat 2015 ein Insider ausgeplaudert. Jim
Farley, damals Ford Europa-Chef und heute Executive Vice President bei Ford in den USA,
wollte damals während einer Podiumsdiskussion auf der Computermesse CES in Las
Vegas offenbar witzig sein, als er formulierte: „Wir kennen jeden Autofahrer, der die
Verkehrsregeln bricht. Und weil GPS in den Autos ist, wissen wir, wo und wie jemand das
tut.“
Als Farley wenig später die Tragweite seiner Worte erkannte, versuchte er sie mit der
Erläuterung abzuschwächen, die Äußerung sei ironisch gemeint gewesen. Doch der Satz
war in der Welt. Und er war entlarvend: Es geht um Überwachung, die Analyse der
gespeicherten Daten sowie um die Möglichkeit, daraus massenhaft Fahrprofile erstellen
zu können. Das interessiert nicht nur Kfz-Versicherer, sondern könnte eines Tages
vielleicht auch die Begehrlichkeiten jener Behörden wecken, die über die Fahrtauglichkeit
befinden.
Quelle: ampnet/hk