Forscher der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben kürzlich Dieselabgase als krebserregend
eingestuft.
Christopher
Portier von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) in Lyon, die
zur WHO gehört, nennt die „wissenschaftlichen Beweise überzeugend“. Deutsche
Autohersteller bemängeln hingegen, dass die Untersuchung an Motoren ohne
Rußfiltersystemen geführt wurde. Die Forscher sind sich einig, dass
Diesel-Abgase bei Menschen zu Lungenkrebs führen kann und sprechen auch davon,
dass es „hinreichende Beweise“ für die Entstehung von Blasenkrebs gibt.
„Die Gefahr
für eine Krebserkrankung durch Einatmen von Dieselabgas sei zwar eher gering, jedoch
müsse bei Menschen, die oft und - teils auch beruflich bedingt - intensiv
Dieselabgase inhalieren, von einer direkten Verbindung zu Lungenkrebs
ausgegangen werden“, teilten die Wissenschaftler weiter mit. Angesichts solch
grundsätzlicher Gefahren durch Diesel fordern die IARC-Wissenschaftler:
„Weltweit muss der Kontakt mit dieser Mixtur von Chemikalien reduziert werden.“
Bislang seien aber „große Bevölkerungsteile, im täglichen Leben Dieselabgasen
ausgesetzt, sei es durch ihren Beruf oder die Umgebungsluft“. IARC-Chef Kurt
Straif schätzt nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“, dass die Gefahren
selbst bei Berufskraftfahrern eher mit jenen des Passivrauchens vergleichbar
sind, während das Risiko für Straßenpassanten niedriger liege. Dennoch
empfehlen die Forscher weitergehende und genauere Studien.
Gefährlich im Dieselabgas ist insbesondere der Ruß.
Rußpartikel sind Träger von giftigen Spurenstoffen wie
polyzyklisch-aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und Schwermetallen. Beide
sind krebserregend. Ein verpflichtender
Einsatz von Rußpartikelfiltern, eine Vermeidung von Schwerlastverkehr in den Städten und
die konsequentere Erneuerung der Fahrzeugflotten wären sicherlich sinnvolle
Maßnahmen, die die Politik als Konsequenz auf die WHO Einstufung ergreifen
könnte. Dies forderte im Übrigen Professor Alfred Wiedensohler vom
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig gegenüber Autobild.
Rußfilter von Siemens |
Diese
Nachricht hat vor allem in Deutschland für Aufsehen gesorgt. Und Autobild
sprach bereits vom möglichen Aus für den Dieselmotor im Pkw. Momentan ist noch mehr als jedes vierte auf
deutschen Straßen zugelassene Auto mit einem Selbstzünder unterwegs.
Die EU
forderte bereits seit einiger Zeit eine Besteuerung von Kraftstoffen nach
Energiegehalt, was den Dieselpreis um 28 Cent pro Liter erhöhen würde. Deutsche
Politiker konnten bisher allerdings erfolgreich dagegen halten, sind doch viele
Diesel aus deutscher Produktion. Der Hybridantrieb mit Ottommotor ist jedoch
dank Vorreiter Toyota Prius längst ausgereift und könnte dem Diesel in naher
Zukunft die Stirn bieten.
Wirkungsvolle
Maßnahmen sind beispielsweise konsequente Erneuerung der existierenden Fahrzeugflotte
durch Befristung der Ausnahmegenehmigungen. Insbesondere auch kommerzieller
Lieferverkehr und Busse des ÖPNV müssen zügig erneuert werden. Allgemein macht
Ruß zwar nur einen Anteil von etwa zehn Prozent des gesamten Feinstaubs an
einer Straße aus. Diese zehn Prozent sind aber die gefährlichsten. Das heißt:
Auch wenn das Gesamt-Feinstaubaufkommen kaum sinkt, kann eine Umweltzone
sinnvoll sein.
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