Verkehrszeichenerkennung warnt Fahrer, wenn er ‚Einfahrt verboten‘-Schild nicht beachtet.
Eine auffällige Häufung von dramatischen Verkehrsunfällen
mit so genannten Geisterfahrern hat in jüngster Zeit die öffentliche
Aufmerksamkeit erregt. Drei Prozent der tödlichen Unfälle auf deutschen
Autobahnen werden laut ADAC durch Falschfahrer ausgelöst. Dabei können Fahrerassistenzsysteme
die Gefahr in solchen Situationen erkennen:
Fährt ein Autofahrer entgegen der
Fahrtrichtung in eine Einbahnstraße ein oder auf die Autobahn auf, kann ein vom
internationalen Automobilzulieferer Continental entwickeltes System dies erkennen
und den Fahrer warnen.
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Fährt ein Autofahrer entgegen der Fahrtrichtung auf die Autobahn auf,
kann das System dies erkennen und den Fahrer warnen. |
Die entsprechenden Verkehrsschilder werden von einer Kamera
aufgenommen, der Fahrer wird zum Beispiel mit deutlichen Hinweisen im
Head-up-Display oder im Kombiinstrument und mit einem Warnton und/oder
haptischem Feedback (zum Beispiel kurzer Bremsruck) auf die gefährliche
Fahrsituation hingewiesen, falls er trotz eines ‚Einfahrt verboten‘-Schildes
entgegen der Fahrtrichtung weiterfährt. „Mit diesem System können wir
verhindern, dass Fahrer aus Versehen entgegen der Fahrtrichtung auf die
Autobahn auffahren“, sagte Wolfgang Fey, Leiter der Forschung & Entwicklung
von Fahrerassistenzsystemen bei der Continental-Division Chassis & Safety.
Ein erstes System wird ab 2013 bei einem großen deutschen
Automobilhersteller in Serie gehen. Es basiert auf einer Monokamera, die hinter
der Windschutzscheibe in Höhe des Rückspiegels angebracht ist. Die Kamera
erkennt unter anderem Geschwindigkeitsbegrenzungen sowie elektronische
Wechselzeichen und informiert den Fahrer über eine Anzeige im Armaturenbrett
über das aktuell gültige Tempolimit. Die Kamera erkennt zusätzlich das Schild
‚Einfahrt verboten‘ und warnt den Fahrer sofort nach der Vorbeifahrt am Schild,
dass er auf der falschen Fahrbahn unterwegs ist. Je nach den Anforderungen des
jeweiligen Automobilherstellers erfolgt diese Warnung zunächst visuell und
akustisch und/oder haptisch, beispielsweise durch eine Anzeige im
Armaturenbrett oder im Head-up-Display sowie einen Warnton. Eine Verbindung mit
den Navigationsdaten (als eHorizon für weitere Steuergeräte im Fahrzeug verfügbar)
erhöht die Erkennungsgenauigkeit des Gesamtsystems. Wird die Situation
kritischer, weil der Fahrer seine Fahrt in die falsche Richtung fortsetzt,
können die visuellen und akustischen Hinweise durch taktile Warnungen ergänzt
werden: Hier kann das aktive Gaspedal AFFP (Accelerator Force Feedback Pedal)
einen Gegendruck erzeugen – auch ein Vibrieren von Lenkrad oder Sitz sowie das
Straffen des Gurtes wären möglich, um den Fahrer auf die gefährliche Situation
aufmerksam zu machen. „Für die genaue Abfolge der Warn-Kaskade gibt es
verschiedene Möglichkeiten, die an die Anforderungen und Wünsche des jeweiligen
Fahrzeugherstellers angepasst werden können“, sagte Guido Meier-Arendt,
technischer Experte zum Thema Mensch-Maschine-Schnittstelle bei Continental.
Fahrerassistenzsysteme haben mittlerweile erfolgreich in
Kompakt- und Kleinwagenklasse Einzug gehalten. Kameratechnologie ist hierbei
ein wesentlicher Baustein zur Umfelderkennung. Die steigenden Ausstattungsraten
über alle Fahrzeugklassen hinweg ermöglichen es zukünftig, die Warnung vor
Falschfahrten in immer mehr Fahrzeugen anzubieten. Auch die
Verkehrszeichenerkennung wird in den kommenden Jahren stetig weiterentwickelt:
So können auch Stopp-Schilder und dreieckige Schilder erkannt werden, die auf
Gefahrenstellen hinweisen, ebenso Ortseingang-, Autobahn- und
Schnellstraßen-Schilder sowie US-amerikanische Verkehrszeichen. „Prinzipiell
kann die Verkehrszeichenerkennung an alle landestypischen Verkehrsschilder
angepasst werden“, so Fey weiter.
Verknüpfung mit Vehicle-to-X-System kann zukünftig für
noch mehr Sicherheit sorgen
Für die Zukunft wäre
auch denkbar, die Verkehrszeichenerkennung mit einem Vehicle-to-X-System
(Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation) respektive Fahrzeug zu Infrastruktur
(intelligentes Einfahrtsverbot-Schild) zu verknüpfen. Diese Systeme wären dann
in der Lage, andere Verkehrsteilnehmer vor dem Falschfahrer zu warnen, wenn sie
sich in der Nähe befinden. Im Ernstfall kann diese zeitnahe und präzise an die
entgegenkommenden Fahrzeuge übermittelte Information über Leben und Tod
entscheiden. Im Vergleich zur herkömmlichen Warnung über den Verkehrsfunk
könnte das unmittelbar betroffene Umfeld somit schneller und effektiver gewarnt
werden und auch die Verkehrszentralen die Gefahrenmeldung direkt erhalten.
Außerdem werden durch diese zunehmende Vernetzung von Fahrzeugen immer validere
Daten zur Verfügung gestellt, auf die die Fahrerassistenzsysteme zurückgreifen
können. „Wenn ein Geisterfahrer anhand verschiedener Informationen als solcher
erkannt wird und nicht auf Warnhinweise reagiert, ist für die Zukunft auch ein
automatisches Abbremsen des Fahrzeugs denkbar, um Schlimmeres zu verhindern“,
so Wolfgang Fey.
Quelle: Continental Automotive